Die Welt ist nicht genug.  
 
  Kurzgeschichte 25.04.2024 17:26 (UTC)
   
 

Ein neuer Versuch...

(und da mich einer meiner Kameraden mit Bestimmtheit darauf hingewiesen hat, ich soll nicht mit "Es war einmal..." beginnen, sondern einfach mal eine Geschichte so erfinden, befolge ich den Rat und fang eben anders an):

 

Es könnte eventuell möglicherweise vielleicht mal so gewesen sein und wenn nicht, passiert es vielleicht irgend wann mal so... (besser...?)

 

Hm, und nun gehen mir die Ideen aus... Was heißt, "sie gehen mir aus"...? Ich habe ja noch überhaupt gar keine Ahnung, worum es in der Geschichte gehen könnte.

Fangen wir einfach mal ganz einfach und primitiv an!

 

Ein junger Mann ging im Stadtpark seiner Heimatstadt spazieren. Eigentlich ist es ja kein spazieren, er schlendert nur so rum, weil ihm gerade langweilig ist und er hofft, daß er seine Freunde irgend wo treffen könnte. Außerdem hält er Ausschau nach seiner zukünftigen Lebensabschnittsgefährtin, in der Annahme, dieser endlich zu begegnen. Nur leider hat er das Problem, daß er sich nie trauen würde, die Frau, welche ihm gefallen könnte, anzusprechen. So bleibt er eben allein und beobachtet nur. Nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte, fiel ihm eine ältere Dame auf, die auf der Parkbank etwas weiter vor ihm saß. Sie erschien ihm schon ziemlich alt. Das Gesicht war voller unzähliger Falten, die Haare schon weiß. Die Gläser ihrer modischen Brille schienen auch sehr stark zu sein. Aber sie war elegant gekleidet. Sie hatte einen stahlblauen, knöchellangen Rock und eine oxfordgrüne Bluse an. Ihre Hände zitterten etwas, während sie die Tauben mit Brötchenkrümeln fütterte. Als er an ihr vorbeiging, sah sie zu ihm hoch und verzog das Gesicht. "Sei vorsichtig, mein Junge", sagte sie zu ihm. Daraufhin blieb Peter stehen. "Es geschehen merkwürdige Dinge in dieser Stadt." Gerade, als er weitergehen möchte, erklang ihre Stimme erneut: "Auch Du bist darin verwickelt, Peter!" Als er seinen Namen hörte, zuckte er zusammen. Er kannte die Dame nicht, hatte sie noch nie vorher gesehen. Woher kannte sie seinen Namen? Während er so darüber nachdachte, fielen ihm auch all die anderen Sachen wieder ein, über die er sich tagtäglich den Kopf zerbricht. Da wäre die Ungerechtigkeit in dieser Zeit. Das Problem, Freunde zu finden. Das Alleinsein ödet ihn an.

Warum versteht ihn denn niemand? Ist er wirklich so anders als die anderen? Er macht sich immer so seine Gedanken, warum alles so ist, wie es ist. Er borgt sich aus der Städtischen Bibliothek regelmäßig philosophische Bücher aus, die ihn in der Annahme bestärken, daß irgend etwas hier komplett falsch läuft. Das man überall nur Halbwahrheiten erfährt und niemand die Gefahr erkennen will, die vom Menschen selbst ausgeht. Die meisten leben nur ihr hektisches Leben, kaufen sich Luxusartikel und bauen sich so eine schöne heile Welt auf, die es nie gegeben hat und auch nie geben wird. Und fast niemand macht sich mehr Gedanken darüber, wie wir dieser Erde, unserer Welt, mal etwas Gutes tun könnten.

Aber warum macht er sich überhaupt darüber Gedanken? Müßten sich nicht Leute mit Machtpotential darüber den Kopf zerbrechen? Geht es nur ihm allein so oder denken doch mehr Menschen darüber nach, als er glaubt? Er haßt es, allein zu sein. Er haßt es, denken zu können.

Plötzlich wurde er durch ein lautes Hupen aus seinen Gedanken gerissen. Er muß ganz schön lange in Gedanken versunken weitergelaufen sein, denn er war inzwischen schon fast wieder zu Hause. Und der Park ist am anderen Ende der Stadt. Konnte es sein, daß er den Weg automatisch gegangen war? Er konnte sich gar nicht erinnern, daß er wenigstens einmal an der Straße stand, um zu schauen, ob er sie überqueren könne. Seltsam. Aber da er nun schon fast daheim war und niemanden getroffen hatte, der mit ihm den Nachmittag verbringen möchte, ging er weiter. Seine Katze würde sich sicher freuen, wenn er ihr den Ball zum spielen gibt, den er in seiner Hand hat. "Moment", schrak Peter hoch. "woher habe ich diesen Ball?", ging es ihm durch den Kopf. Es war ein kleiner roter Gummiball mit verschiedenen Figuren drauf. Man konnte Bäume auf dem Ball erkennen, Blumen und einige Malereinen, die wahrscheinlich Strichmännchen darstellen sollten. Hatte er einem Kind den Ball entrissen, als er nachgedacht hatte? Hatte er ihn gefunden und ganz unbewußt aufgehoben und mitgenommen? Es schien ihm sehr verwunderlich. Hatte die Alte recht mit dem was sie sagte? Passieren hier kuriose Dinge, in die er verwickelt sein könnte. Aber wieso er? Er hat doch noch nie jemandem Leid zugefügt. Aber mit dem Blick auf den Ball gesenkt, entwich ihm ein leises, fast unhörbares "oder doch?".

Als er die Treppe zu seiner kleinen Wohnung hinaufstieg, verdrängte er die Gedanken. Es würde sich bestimmt irgend wann klären, aber was sollte er sich nun noch damit herumquälen. Das würde die Sache höchstwahrscheinlich auch nicht aufklären. Also betrat er seine Wohnung im zweiten Stock eines 4-Familien-Hauses. Sie war wirklich klein. Sobald man hereinkam, sah man in der hinteren linken Ecke eine alte Couch stehen, auf der einige seiner Sachen verstreut waren. Davor präsentierte sich der kleine Fernseher und ein einfaches Radio. Einen Schrank suchte man in dieser Wohnung vergebens. Er hatte seine ganzen Schätze und seine Garderobe in größeren Kisten eingelagert. Das war so ziemlich das einzigste, was er sich leisten konnte. Als Bett hatte er nur zwei Decken übereinander gelegt, auf denen er schlief. Und eine dritte zum zudecken. Aber um diese Jahreszeit benötigt er die Zudecke nicht. Die Tapete war auch schon vergilbt vom vielen Rauchen. An der Decke fehlte die Tapete teilweise. Wahrscheinlich verliert der Kleister mit der Zeit seine Wirkung.

Seine Katze kam sofort schnurrend angelaufen und tänzelte um seine Füße. Er kauerte sich zu ihr herunter, schubste den Ball leicht etwas in das Zimmer hinein und zündete sich eine Zigarette an. Die Katze machte sogleich einen Sprung, dem Ball hinterher. Er mochte es, seiner Katze zuzusehen. Sie ist immer für ihn da.

Er ging zu seiner Couch, schob die Klamotten beiseite und schaltete den Fernseher an. Nachdem er etwas durch die Kanäle gezappt hat und keine Sendung fand, die ihn interessiert hätte, machte er das Gerät wieder aus. Außerdem hätte seine finanzielle Lage es sowieso nicht zugelassen, daß er jetzt stundenlang vor dem Gerät hockt.

Als er bemerkte, daß er schon wieder dabei ist, den Filter seiner Zigarette mitzurauchen, drückte er sie in einem kleinen Glas aus, was seinen Aschenbecher darstellte. Dabei fiel ihm ein, daß er noch gar nicht nach der Post geschaut hatte. Eigentlich schob er dieses immer so weit wie möglich hinaus, weil er ja wußte, daß außer Rechnungen nichts dabei sein würde. Aber vor ein paar Tagen war er in der Lotto-Stelle und die nette Mitarbeiterin hatte ihm erklärt, daß er gewonnen habe und daß eben heute der Gewinn per Scheck bei ihm eintreffen müsse, wenn die Post zuverlässig ist.

Also sprang er auf, voller Vorfreude lief er Richtung Tür und hätte beinah noch seine Katze getreten. Aber im Briefkasten lagen, wie immer, nur Rechnungen. Er ging deprimiert wieder zurück in seine Wohnung und warf die noch verschlossenen Umschläge wie jeden Tag in den Mülleimer, der schon längst übergequollen war. Als er sich nach unten beugte, um die danebenliegenden Umschläge in den Eimer zu drücken, bemerkte er plötzlich angetrocknetes Blut an seinen löchrigen Schuhen...

 

Zur selben Zeit, nur wo ganz anders, lag Daniel gerade nackt und voller Befriedigung in seinem Bett. Noch schläfrig hörte er das Wasser im Bad laufen, registrierte es aber nicht richtig. Daniel war Ende 20, hatte kurze, dunkelblonde Haare und war mit seinen 192 cm sehr groß.

Plötzlich kam eine Stimme aus dem Bad, die ihn fragte, ob er denn nicht mitduschen wolle. Aber er wohnte doch alleine. War er denn gestern schon wieder so betrunken gewesen, daß er sich an nichts mehr erinnern konnte? Er stieg vorsichtig aus seinem Bett und wollte sich dabei den Bademantel, der ihm immer als Kopfkissen diente, anziehen. Aber er war nicht da. Es war ein ganz normales Kopfkissen. Was war nun los? Nachdem er sich ein bißchen in der Wohnung umgeschaut hatte, fiel ihm auch sofort auf, daß es sich nicht um sein Zuhause handelte. Mißtrauisch legte er sich die Bettdecke um die Hüfte und schlich zur Duschkabine.

Hinter der Badtür erblickte er einen Traum von einer Frau. Langes, brünettes, gelocktes Haar, ein Lächeln, bei dem man alles vergißt und endlos lange Beine. Ihm war zwar unklar, wie er in ihre Wohnung gekommen war, aber da er schon lange auf den nächsten Schuß gewartet hatte, legte er die Bettdecke beiseite und schlüpfte mit zu ihr in die Duschkabine. Sofort begannen sie, sich wild zu küssen und fordernd überall zu berühren. Man sah Daniel seine Erregung richtig an. Und als es endlich soweit war, als die wunderschöne Fremde schon fast darum bettelte ge... (Selbstzensur, wg. Jugendschutz! der Red.) zu werden, hörte er plötzlich von allen Seiten Schüsse, Hubschraubergeräusche ließen ihn ebenso aufschrecken wie das Hundegebell, welches von entfernterer Stelle zu hören war. Er warf sich auf den Boden und stieß mit dem Kopf gegen die Fußdusche, welche unmittelbar vor der Kabine war. Dadurch wachte er auf.

"Was für ein Traum", dachte er. Vorsichtshalber griff er sich unter den Kopf und spürte den Stoff des Bademantels. Jetzt war er beruhigt. Eine Stimme, die ihn sofort zusammenzucken ließ, die sämtliche Alpträume in einem zu vereinen mag, fragte durch den Badevorhang, ob er ihr denn mal ein Handtuch hereinreichen könne. Er schrak zusammen. Hastig zog er sich den Bademantel an und ging vorsichtig zur Dusche. Davor angekommen, schob er den Vorhang mit Bedacht ein kleines Stückchen zur Seite, so daß er die Möglichkeit hatte, einen Blick dahinter zu werfen. Was er jedoch sah, war ganz und gar nicht das, was man frühmorgens nach einer durchzechten Nacht sehen möchte. Dieses Etwas war ungefähr so groß wie er selber, aber was bei ihm Muskeln waren, war bei dieser Kreatur nur Fett, und dieses hing in Falten herunter. Noch eine Person würde gar nicht in die Duschkabine passen, so fett war sie. Plötzlich drehte sie sich zu ihm um und es griente ihn eine Fratze mit gelben Zähnen und vielen Lücken an. Die Augen saßen in tiefen Höhlen und die Nase war mit riesigen Pickeln übersät. Er wich zurück, konnte kaum glauben, daß er so etwas mit nach Hause genommen haben soll. Völlig verwirrt und vom Entsetzen gezeichnet, nahm er ein Geräusch wahr. Es war nervig, aber irgend wie vertraut. Und gerade, als die Kreatur aus der Kabine kam und zu Daniel lief, um sich auf ihn zu stürzen, wachte er schweißgebadet auf und schaltete den Wecker aus. Sofort griff er sich seinen Bademantel und lief zur Dusche. Aber sie war leer. "Puh...", entwich es ihm. Anschließend ging er zum Kühlschrank und öffnete sich eine Flasche Diebels. Nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte, rief er seine Freundin an, um ihr von seinem nächtlichen Erlebnis zu berichten. Aber sie schien noch zu schlafen, denn es ging niemand ans Telefon.

Er hatte eine schöne geräumige große Wohnung. Gleich neben seinem Wasserbett stand ein luxuriöses Fernsehgerät, Videos waren daneben gestapelt. Seine Schrankwand nahm die ganze rechte Wandbreite ein. Er besaß auch eine der modernsten High-tech Musikanlagen und sein Computer war ebenfalls das neueste Modell. Wenn er aus dem Fenster schaute, hatte er einen schönen Ausblick über die ganze Stadt.

Nachdem er aufgeraucht hatte, schaltete er das Radio an. Es kamen gerade Nachrichten. Der Sprecher berichtete mit großer Anteilnahme vom Verschwinden eines Kindes, welches gestern vom Ballspielen nicht wieder nach Hause gekommen sei. Jegliche Suche der Polizei blieb bis jetzt erfolglos. Man schließe auch ein Verbrechen nicht aus, beendete er dieses Thema. Anschließend meldete eine junge Frauenstimme, daß es heute wieder besonders warm werden solle.

Gerade als Daniel seine Zigarette in den Aschenbecher drückte, klingelte das Telefon. Er nahm sofort den Hörer ab, da er hoffte, es wäre seine Freundin, die ihn zurückrufe. Aber es war nur einer seiner Arbeitskollegen. Mittlerweile war es schon um viertel nach 10. Sie verabredeten sich im Café um die Ecke in 20 Minuten, da Daniel erwähnte, er müsse sich noch ankleiden. Anschließend zog er sich seinen Armani-Anzug an, verstaute die leere Bierflasche im Kasten, schaltete das Radio wieder aus und verließ die Wohnung. Im Café "Am Markt" angekommen, saß sein Freund schon da und trank einen Cappuccino. Daniel orderte beim Wirt einen extra starken Kaffee ohne Milch und Zucker. Nachdem er sich zu André gesetzt hatte, nahm er sich eine Zigarette aus der Schachtel und bot seinem Gegenüber auch eine an. Der lehnte dankend ab. "Ich habe aufgehört", behauptete er mit stolz geschwellter Brust. Auf die Frage, wie denn das sein könne, da er noch letzte Woche auf Arbeit ein bekennender Kettenraucher war, meinte er trocken, daß er seit heut morgen Nichtraucher wäre. Bei dieser Antwort mußte Daniel losbrüllen. "Du bist ein Komiker", rief er André zu, während er sich auf die Toilette begab.

Als Daniel vom WC zurückkam, sah er seinen Freund mit einem Glimmstängel in der Hand. "Du hast recht", wandte er sich an Daniel, "warum alte Gewohnheiten ablegen?" Daniel nahm einen Schluck aus der Tasse, die der Kellner eben gebracht hat.

André rief den Wirt an seinen Tisch und bestellte noch einen großen Cappuccino. "Mit vielen Schokoflocken!", verlangte er. Sie unterhielten sich etwas über die neue Kollegin, die seit zwei Tagen dabei ist und stellten beide fest, daß sie diese Frau nicht von der Bettkante stoßen würden. Darauf brachen sie in lautes Gelächter aus.

André fragte, ob Daniel denn schon Nachrichten gehört habe. Es werde schon wieder ein Mädchen vermißt. Daniel zuckte zusammen. Wieso kam er jetzt ausgerechnet darauf? Im Radio brachten sie außerdem nur, daß ein Kind verschwunden sei. Aber plötzlich fiel ihm ein, daß André doch gute Kontakte mit der hiesigen Polizei pflegt und wahrscheinlich daher diese Info hatte. "Ich habs gehört", erklärte Daniel. Anschließend bezahlten beide ihre Rechnungen und verließen das Lokal. Auf Andrés Frage, was man jetzt wohl unternehmen könne, entgegnete Daniel, daß er heute seine Freundin besuchen fahre und erst am späten Abend wiederkäme. "Übernachtest Du nicht bei ihr?", entfuhr es André. "Nee, sie ist in einem Mädcheninternat und da wirft das Personal die Gäste Punkt 20:30 Uhr raus", erwiderte der Gefragte. "Also könnten wir heute Abend noch einen drauf machen. Ich bin so gegen viertel 10 bei Dir. Geht das klar?", erklärte Daniel. "Ist okay!", bestätigte André die Frage, während er schon auf dem Heimweg war. Daraufhin ging auch Daniel wieder in seine Wohnung und verstaute die Flasche Parfum von cK, die er für seine Freundin gekauft hatte, in seiner Westentasche und nachdem er noch eine geraucht hatte, verließ er seine Wohnung wieder und zog die Tür ins Schloß.

In der Tiefgarage stieg er in sein BMW Z3 Cabriolett ein, nachdem er sich entschieden hatte, nicht mit dem Porsche zu fahren. Er wollte ja nicht angeben. Anschließend fuhr er los.

Da in der Stadt zahlreiche Straßenarbeiten durchgeführt werden, ging es sehr langsam voran. Außerdem mußte er noch einen riesigen Umbogen fahren. Als der Verkehr wieder mal stockte, drückte er gereizt auf die Hupe, lehnte sich aus dem Wagen und schrie seinen Vordermann an. Da dieser aber auch nicht weiter konnte, hatte diese Aktion sehr wenig Sinn. Daniel wollte nur seinen Frust rauslassen, weil ihm ja diese Zeit bei seiner Sandra fehlte.

"Endlich geht es weiter!", dachte er völlig entnervt und zündete sich eine Zigarette an, als sich die Blechlawine in Bewegung setzte. Aber nach ein paar Metern stand schon wieder alles.

Eine dreiviertel Stunde benötigte er diesmal, um die Stadt zu verlassen. Ohne diese Arbeiten erforderte diese Strecke eine Zeit von 10 Minuten, maximal 15. Stocksauer fuhr er weiter. Sein Weg führte ihn vorbei an einem großen Wald, an den sich ein Gewässer anschloß. Er sah einige Kinder am Ufer spielen und ein Boot schwamm ziemlich weit draußen auf dem See. Er war die Strecke schon so oft gefahren. Da sehr wenige Kurven vorhanden waren, konnte er endlich mal wieder seinen Motor testen. Er weiß ja, wo die ganzen Blitzer stehen. Bei dieser Geschwindigkeit dreht er immer das Radio auf und drückt die Fensterheber auf "öffnen", nachdem er sein elektrisches Verdeck in den Kofferraum verstaut hatte.

Nach einer weiteren halben Stunde kam er an dem Internat an. Eigentlich ist das immer der Moment, in dem die große schwere Eingangstür geöffnet wird und Sandra die Treppe heruntergestürzt kommt. Aber heute geht noch nicht mal die Tür auf...? Was war da denn schon wieder los? Er stieg aus und verschloß den Wagen. Ein Griff in die Tasche versicherte ihm, daß auch das Parfum noch vorhanden ist und er eilte zum Gebäude. Es war sehr seltsam. Sonst standen in den Gängen überall liebreizende Mädchen und junge Frauen, aber heute war alles ruhig. Es schien, als wären sie alle fort. Er ging zum Sekretariat, aber auch dieses war verschlossen. Genervt griff er zu seinem Handy und wählte Sandras Nummer. Aber mit dem selben Erfolg wie heute morgen. Es ging einfach niemand ran. "Was geht hier vor?", rief er in die hohen Hallen des Internats. Aber außer dem Echo war nichts weiter zu hören.

Als er wieder in seinem Wagen saß, genehmigte er sich eine Zigarette. Er versuchte sich zu erinnern, ob Sandra beim letzten Telefonat irgend einen Ausflug erwähnte, aber es wollte ihm nicht einfallen.

Zornig fuhr er wieder zurück. Er raste erneut, weil er sauer war. Umsonst hatte er fast anderthalb Stunden im Auto verbracht, obwohl das Wetter heute besonders toll ist. Er hatte sich vorgenommen, mit Sandra einen schönen Spaziergang mit anschließendem Picknick zu machen. Und am Abend, nachdem er sie zärtlich verführt hatte, wäre er auch ohne Probleme wieder nach Hause gekommen, weil um diese Zeit die Straßen in der Stadt ziemlich leer sind. Er sah sich abermals in dem Chaos der Stadt. Unterwegs fiel ihm auf, das an dem See nunmehr niemand war. Keine Kinder, keine Erwachsenen. Nur das Boot trieb mutterseelenallein hin und her. Er dachte sich aber nichts dabei und fuhr weiter. Vielleicht trifft er André noch an.

Als er zur Stadt hereinkam, waren sämtliche Straße frei. Nirgends war ein Auto. Die Außensitze der Restaurants waren genauso leer wie die Bürgersteige. Es erstaunte ihn sehr. Nirgends war eine Menschenseele zu erblicken. Er fuhr sofort zu André. Aber auch er war nicht da. Was war mit dieser Stadt geschehen? Wo waren die ganzen Bürger? Ist das ein Traum? "Was ist hier los?", fragte er in die Stille, aber er erhielt keine Antwort.

Er schlenderte etwas durch die Straßen, die leer richtig ungewohnt aussahen. Das erste Lokal, an dem er vorbeikam, betrat er. Wie erwartet war es auch unbesucht. Aber als er sich an die Theke stellte und nachschaute, ob er irgend wo eine Flasche Bier erspähen kann, hörte er ein Rascheln aus dem Zimmer hinter der Bar. Vorsichtig öffnete er den Durchgang und ging hinter den Schanktisch. Sehr langsam und mit Schweiß auf der Stirn schob er den Vorhang zur Seite, der die Küche vom Lokal trennte.

Grauenhaft war die Unordnung, die hier jemand hinterlassen hat. Überall lag das Geschirr auf dem Boden, größtenteils war es zerschlagen worden und die Schränken standen auch alle offen.

Mitten in diesem Wirrwarr saß eine alte Frau mit dicker Brille und weißen Haaren. Ihr Gesicht war voller Falten und der stahlblaue Rock war zwischenzeitlich stark verschmutzt.

Mit eindringlicher Stimme, wie man es von so alten Leuten überhaupt nicht gewohnt ist, sprach sie auf Daniel ein: "Nun ist es passiert. Ich hab es schon immer gewußt. Schon damals, als ich noch eine junge Frau war, ahnte ich es." Daniel war vor Schreck wie gelähmt. "Was ist passiert", unterbrach er sie. Aber als hätte sie ihn nicht gehört, redete sie weiter auf ihn ein. "Das ist das Ende. Ich wußte es, aber keiner wollte auf mich hören. Ich habs schon immer gewußt." Endlich hatte er sich wieder gefangen und ging zu dieser Frau. Vor ihr kauerte er sich nieder und fragte sie in sanftem Ton, was geschehen ist. Aber als er ihr die Hand auf die Schulter legen wollte, um sie zu einer Antwort seiner Frage zu bewegen, verschwand die Alte plötzlich. Sie löste sich einfach auf und Sekunden später schien es, als wäre nie jemand da gewesen.

Mit immer noch zittrigen Beinen wankte er zurück in das Lokal und setzte sich. Der Appetit auf ein Bier war ihm vergangen. Aber was sollte er machen? Wo sollte er hin, um zu erfahren, was hier geschehen ist? Er versuchte zu analysieren, worum es hier eigentlich ging. Warum sind alle verschwunden, nur er nicht?

Plötzlich ging die Eingangstür auf und eine Person trat ein. "Wir haben noch geschlossen", meinte die Person gelangweilt. "Moment mal", bemerkte er weiter, "wie sind sie überhaupt hier hereingekommen?" Völlig verwirrt warf Daniel einen Blick durch die riesigen Fensterscheiben und erkannte den gewöhnlichen Straßentrubel. "Alle waren verschwunden!", fing er an zu erklären. "Hier in diesem Lokal saß eine alte Frau, die sich auflöste, als ich sie berührte." "Alles wird gut!", erwiderte der Wirt lächelnd. "Gehen sie nach hause und schlafen sie ihren Rausch aus!", verlangte er von dem ungebetenen Gast, während er ihn zur Tür begleitete. "Nein, ich bin nicht verrückt", stotterte Daniel. "Schauen sie in ihre Küche!", sagte er, während er sich vom festen Griff des Wirtes losriß. Aber als er in der Küche stand, war alles normal. Kein Chaos, keine Unordnung. Langsam glaubte Daniel, schon wieder geträumt zu haben. Aber es war doch alles so echt.

Nachdem er vom Wirt auf die Straße gesetzt wurde, ging er zielstrebig, aber auf immer noch wackligen Füßen, zu André. Dieser öffnete auch gleich, nachdem Daniel geschellt hatte. André wich zurück, als er seinen Kumpel in diesem Zustand erblickte. Sein ganzer Anzug war von Schweißflecken gezeichnet, seine Haare wild durcheinander. "Was ist denn mit dir los?", fragte er ganz interessiert. "Ich brauch erst mal einen Whiskey", reagierte Daniel überhaupt nicht auf die Frage. Wie ferngesteuert bewegte er sich zu Andrés Hausbar und goß sich einen doppelten ein. Mit einer ruckartigen Bewegung kippte er sich den Inhalt des Glases auf den Anzug. "Schei... (Selbstzensur)!", fluchte Daniel. Hektisch griff er in seine Tasche, um seine Zigaretten herauszuholen. Aber er fand sie nicht. Er muß sie wohl im Auto vergessen haben. "Verf... (Selbstzensur) Schei... (Selbstzensur)", wurde er immer unruhiger. André stand aber schon mit einer neuen Schachtel neben ihm und bot ihm eine davon an. "Nun setz dich erst mal und erzähl mir, was passiert ist!", wollte André wissen. "Hat man dir wieder mieses Zeug verkauft? Ich glaube, du solltest langsam aufhören, dir diesen Mist zu spritzen. Du drehst ja irgendwann noch völlig durch...!" "Ich hab nichts genommen!", beteuerte Daniel. "Schon seit Tagen nicht. Ich weiß doch auch nicht, was hier vorgeht. Ich weiß nur, daß vorhin alle verschwunden waren!", sprach er auf seinen Freund ein. "Komm hier", entgegnete André, "trink erst mal einen Schluck", hielt er ihm ein geöffnetes Bier entgegen. Daniel nahm die Flasche und leerte sie in einem Zug. "Mach mal langsam", wurde André jetzt sauer. "Ist ja kein Wunder, wenn du Halluzinationen hast." "Es war echt!", beteuerte Daniel seine Aussage.

"Das Bier hab ich jetzt gebraucht!", bemerkte Daniel, der langsam wieder ruhiger wurde. "Ich nehme mir noch eins", ging er schon wieder zum Kasten. "Hast du auch noch ne Kippe für mich?", wandte er sich an seinen Freund. Dabei drehte er sich um, weil André meist mit Kopfbewegungen antwortet. Aber plötzlich sah André, wie Daniels Gesicht rot anlief und er wild mit den Armen herumzappelte. "Da, da, da!", bekam er nur heraus, während er in Andrés Richtung zeigte. "Was ist denn?" "Da, hinter dir!", stotterte Daniel. "Da ist schon wieder die alte Frau!" Noch bevor André sich umgedreht hatte, war sie bereits wieder verschwunden. Aber Daniel hörte noch, wie sie mit leiser, aber forscher Stimme sagte, daß es soweit ist und daß es niemand aufhalten könne, denn es würde alles vernichten, sobald die Zeit es zuließe. Dann wurde Daniel ohnmächtig.

Als er wieder zu sich kam, lag er in einem weißen Metallbett, welches ihn an ein Krankenhaus erinnerte. Aber es schien keines zu sein. Und warum war er festgebunden? "Wäre ich doch heute morgen liegengeblieben", ging es ihm durch den Kopf. Plötzlich hörte er eine Stimme. "Na, wie fühlen sie sich?", fragte es aus dem Lautsprecher an der Decke. "Wohl mal wieder zu tief ins Glas geschaut, hä?", fuhr die Stimme fort. "Aber keine Angst, sie sind nur zu ihrer eigenen Sicherheit festgebunden." "Was soll das Ganze?", fragte Daniel. "Wo bin ich?" "Keine Bange", gab die Stimme zur Antwort. "Es wird sich alles aufklären. Erzählen sie mir doch, was sie vorgestern alles erlebt haben!", verlangte die Stimme. "Wieso vorgestern?", entfuhr es Daniel. "Was soll das bedeuten?" "Sie sind in der Wohnung ihres Freundes ohnmächtig geworden, und das war vorgestern. Erinnern sie sich?", beantwortete die Stimme die Frage. "Aber nun sagen sie mir schon, warum!" "Mir glaubt doch sowieso niemand. Warum das dann alles?" "Ich entscheide immer noch selbst, was ich glaube und was nicht.", wurde die Stimme jetzt ärgerlich. "Okay", begann Daniel die Frage zu beantworten. "Es begann damit, daß ich schlecht geschlafen habe und anschließend zu meiner Freundin wollte. Als da niemand erreichbar war, fuhr ich wieder zurück." Er erzählte alles, woran er sich erinnerte. Die leeren Straßen, das Lokal, die alte Frau. "Und das ist alles", endete er. "Sehr interessant", hörte er die Stimme sagen. "Wirklich sehr interessant." "Was ist daran interessant?", fragte der immer noch festgebundene Daniel. "Ich sagte ihnen doch schon, daß sie mir nicht glauben werden..." "Doch, ich glaube ihnen.", unterbrach ihn die Stimme. "Wem haben sie noch davon erzählt?", wollte nun die Stimme wissen. "Nein, jetzt bin ich dran!", schoß es aus Daniel. "Jetzt erklären sie mir erst mal, wo ich bin und warum ich hier bin!" "Immer mit der Ruhe, junger Freund. Alles zu seine...", verstummte die Stimme mitten im Satz. Danach schwieg das Mikrofon. Was war jetzt schon wieder? Daniel war ganz schön mulmig zumute. Warum hat man ihn festgebunden? Warum ist er hier und nicht in einem normalen Krankenhaus? Wer ist die Stimme? Warum hat André diese Leute in seine Wohnung gelassen?

 

Als Peter sich der Tatsache richtig bewusst wurde, dass es sich bei den roten Flecken nur um echtes Blut handeln konnte, riß er sich die Kleidung fast vom Leib, ging damit ins Bad um sie am Waschbecken zu reinigen. Dieses funktionierte auch ganz gut. Als er schon fast fertig war, sah er vor sich in den Spiegel und erschrak, denn das, was er im Spiegel sah, war ganz und gar nicht sein Gesicht. Die alte Frau mit den dicken Brillengläsern sprach mit fester Stimme auf Peter ein, nachdem er sich wieder gefangen hatte. „Warum hast Du das getan?“, fragte sie. „Denkst Du nicht, dass man Dich finden wird?“, fuhr sie fort. „Was meinen Sie?“, erwiderte Peter. Sie deutete mit ihrer von Falten überzogenen Hand zitternd auf Peters Kleidung. „Das arme Mädchen! Warum mußte sie sterben? Was hat sie Dir getan?“ Peter wusste nicht, was er darauf hätte antworten sollen, da er ja selbst nicht wußte, was geschehen war. Sollte er wirklich ein kleines Mädchen getötet haben, um ihr einen kleinen Gummiball zu stehlen? Nein, dieser Gedanke kam ihm zu absurd vor. Aber was war es dann? „Ich kann mich nicht erinnern! Bitte, wenn Du es weißt, sag mir, was passiert ist.“ Forderte er flehend von dem Bild im Spiegel. „Wenn Du es nicht weißt!?“, begann die Frau zu erklären. „Ich sagte Dir bereits, daß hier Merkwürdiges passiert, aber wer glaubt schon einen alten verwirrten Frau?“, schloß sie ihre Erklärung und plötzlich war sie verschwunden und Peter konnte seinen entsetzten Gesichtausdruck im Spiegel vernehmen. Als er sich so ansah und versuchte, sich an die Tat zu erinnern, sank sein Blick nach unten. Auf seiner Kleidung waren wieder alle Blutflecken sichtbar... <Fortsetzung folgt>

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